Bahnhofstrasse

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Untere und mittlere Bahnhofstrasse

Mit den Bauarbeiten für die Bahnhofstrasse wurde Anfang Mai 1864 begonnen. Nach dem Einziehen eines Abzugskanals in den Fröschengraben für die Abwässer der linksufrigen Stadt wurde im Frühling 1865 mit dem Auffüllen begonnen. Die Rinne wurde mit Kies aus dem vorübergehend trockengelegten Schanzengraben aufgefüllt und das Strassenbett angelegt. Dabei verschwanden die Brücke vor dem Rennwegbollwerk und die 1813 gebaute Augustinerbrücke. Der Sihlkanal vor dem Bahnhof wurde auf einer 24 Meter breiten Steinbrücke überquert. Schwierigkeiten ergaben sich angesichts der zahlreichen Niveauunterschiede zwischen den bestehenden Anlagen und Gebäuden.
Im Herbst 1865 wurde die Bahnhofstrasse zwischen Paradeplatz und Bahnhof dem Verkehr übergeben. Vor allem im mittleren Abschnitt glich sie einer breiten, mit Vorgärten gesäumten Landstrasse, die Wandlung der Bahnhofstrasse vom Wohnquartier zur Geschäftsstrasse erfolgte erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Auf die vorgesehene Pflästerung wurde vorläufig verzichtet. Um die beidseits der Strasse gepflanzten Linden gegen den Strassenstaub zu schützen, wurden sie mit Körben umgeben. Die mächtigen Mauern des Rennwegbollwerks, ein Relikt der mittelalterlichen Stadtbefestigung, wurden mühevoll erst 1867 vollständig entfernt. An seiner Stelle entstand 1878 das Geschäftshaus «Haus zum Rennwegtor». Den eigentlichen Beginn der Bauentwicklung an der Bahnhofstrasse bildete der Ausbau des letztmals 1856 erweiterten kleinen Bahnhofs zu «einem der schönsten Bahnhöfe Europas». Am 16. Oktober 1871 wurde er eröffnet.
Der erste Geschäftsmann, der an der noch wenig begangenen Strasse ein modernes Wohn- und Geschäftshaus baute, war der Photograph Johannes Ganz. Beim Aushub wurden die starken Fundamente des 1811 abgebrochenen Augustinerturms entdeckt, welche nur durch Sprengungen beseitigt werden konnten. Aus Sicherheitsgründen verweigerte der Stadtrat die Bewilligung. Ganz, der den Bau beschleunigen wollte, liess den Turm auf eigenes Risiko sprengen, bevor er das Verbot erhalten hatte. Das 1868 erbaute Haus an der Bahnhofstrasse 40 steht heute noch, alle anderen aus dieser Zeit sind längst wieder verschwunden.[3] Markante Privathäuser an der Bahnhofstrasse waren etwa die 1870 erbaute «Villa Windegg» an der Stelle des heutigen Hauses Grieder beim Paradeplatz. Sie wurde 1910 abgebaut und Stein für Stein an der Bellerivestrasse 10 wieder aufgebaut. Ein ähnliches Schicksal erlebte das Patrizierhaus «Zum Brunnen», das 1911 an der Bahnhofstrasse 32 abgetragen und als «Brunnenhof» an der Steinhaldenstrasse 73 wieder aufgebaut wurde. Auch das Haus «Grabenegg» von der Bahnhofstrasse 57 wurde an der Freiestrasse wieder aufgebaut. Die 1862 erbaute klassizistische Villa «Zum neuen Grabenhof» musste 1925 dem Orell-Füssli-Hof weichen. Das Haus «Zum Grabengarten» wurde an die Schweizerische Bankgesellschaft verkauft und 1914 abgerissen. Im «Haus zur Trülle», wo früher Missetäter in einem Drehkäfig ausgestellt wurden, wohnte der Stadtpräsident Melchior Römer. Es lag gegenüber dem Rennwegtor und wurde 1897 abgerissen, zwei Jahre nach Römers Tod. Der «Kleine Farbhof» an der Pelikanstrasse 1 wich 1904 dem bemerkenswerten Jugendstilhaus «Mercatorium», welches wiederum 1954 dem Erweiterungsbau der Bankgesellschaft zum Opfer fiel. Das Haus «Zum Mühlestein» an der Bahnhofstrasse 39, in dem zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Weltumsegler und Astronom der russischen Flotte Johann Kaspar Horner gewohnt hatte, musste 1911 einem Geschäftshaus mit dem Café Huguenin, dem späteren «Kranzler», weichen. Am 16. September 1899 wurde das Warenhaus Jelmoli eröffnet.